11. Deutsch-Französische Kulturgespräche vom 26. bis 28. April
Wie kann sich Europa seiner Grundwerte versichern, seine Ziele, Ansprüche und Institutionen erneuern? Unter dem Motto "Demokratie(n) in der Krise. Europas Zukunft neu denken" stehen die 11. Deutsch-Französischen Kulturgespräche, die vom 26. bis 28. April an unterschiedlichen Orten in Freiburg stattfinden.
Die Kulturgespräche wollen die aktuelle Situation nicht nur analysieren. Mit explizit europäischer Perspektive diskutieren Teilnehmende aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Medien die Grundlagen unseres Zusammenlebens und entwickeln Entwürfe für die Zukunft.
Für die 11. Deutsch-Französischen Kulturgespräche haben das städtische Kulturamt und das Frankreich-Zentrum der Albert-Ludwigs-Universität neben den bewährten lokalen und überregionalen Kooperationspartnern (Friedrich-EbertStiftung, Büro Paris, ARTE, Centre Culturel Français Freiburg und Kommunales Kino) neue Mitstreiter gewonnen: Das Institut für Auslandsbeziehungen ifa und die Kulturpolitische Gesellschaft KuPoGe, den Thinktank Polis180 sowie vor Ort die Katholische Akademie und das Literaturhaus. Mit den neuen Partnern kommen auch neue Formate und neue Veranstaltungsorte hinzu:
Zur Eröffnung der Kulturgespräche am Donnerstag, 26. April, um 19.30 Uhr im Paulussaal analysieren Sébastien Maillard, Direktor des von Jacques Delors, dem ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, gegründeten europäischen Think Tanks „Notre Europe. Institut Jacques Delors“, und der am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung tätige Politologe und Demokratieforscher Wolfgang Merkel miteinander die gegenwärtige Krise unserer Demokratien und mögliche Auswege. Moderiert wird das Gespräch von der in Paris lebenden und unter anderem für den SWR tätigen Journalistin Kathrin Hondl.
„Wie verändert der Populismus unsere Demokratien?“ ist die zentrale Frage des ersten Forums am Freitag, 27. April um 16 Uhr im Literaturhaus. Nach dem Impulsvortrag „Demokratien können sterben. Die Herausforderung von rechts“ von Claus Leggewie, dem ehemaligem Leiter des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen diskutieren mit ihm die Sozialwissenschaftlerin Beate Küpper, die aktuell zum Rechtspopulismus im Praxisfeld von Integration und Migration forscht, der ehemalige Leiter der Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen Frank Richter und die Philosophin Catherine Colliot-Thélène von der Universität Rennes und ehemalige Direktorin des Centre Marc Bloch in Berlin. Moderiert wird die table ronde von der französischen Journalistin Cécile Calla.
Am Abend nähert sich der österreichische Autor Robert Menasse der europäischen Hauptstadt Brüssel literarisch an (20 Uhr Paulussaal). Der 2017 erschienene Roman „Die Hauptstadt“ ist für den Literaturkritiker Denis Scheck „eine grandiose … Liebeserklärung an Europa und gleichzeitig eine blendend recherchierte Innenansicht über die Arbeit der Europäischen Kommission“. Im Anschluss an die Lesung aus seinem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman kommt der Autor mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot ins Gespräch über Brüssel, die Zukunft Europas und über Literatur und Politik.
Der Samstag beginnt mit einem interaktiven Workshop im Centre Culturel Français. „Bürgernah, demokratisch, partizipativ - Europa nur mit uns!“ Mitglieder des Grass-rootsThinktank für Europa- und Außenpolitik Polis180 laden zusammen mit Daniel Schade zum kritischen Austausch und zur Entwicklung von konkreten Perspektiven. Im Zentrum stehen Fragen nach mehr Partizipation und neuen Formen der Mitbestimmung in einem künftigen Europa.
Samstagnachmittag folgt das zweite Forum im Literaturhaus. Während das erste Forum am Freitag eher analytisch angelegt ist, stehen nun „Narrative und Entwürfe für ein demokratisches Europa“ im Mittelpunkt der Diskussion (15 Uhr). Die belgische Politikwissenschaftlerin Justine Lacroix eröffnet mit einem Impulsvortrag zum Thema: Inquiétudes dé- mocratiques“(Demokratische Verunsicherungen). Mit ihr diskutieren Daniel Schade, Postdoc in Politikwissenschaft an der Universität Magdeburg und Vizevorsitzender des politischen Think-Tanks „Project for Democratic Union“, der eine vollständige politische Integration der Eurozone befürwortet, der französische Soziologe Albert Ogien und der Schweizer Autor Jonas Lüscher. Es moderiert Sebastian Körber, stellvertretender Generalsekretär des Instituts für Auslandsbeziehungen.
Joseph Jurt, Gründungsmitglied des Frankreich-Zentrums und Mitinitiator der Kulturgespräche begleitet die Kulturgespräche als Beobachter und zieht im Anschluss an das zweite Forum ein Resümee. „Neue Wege aus der Krise?“ lautet der Titel seiner Schlussbetrachtung.
Ergänzt wird das Kernprogramm der Kulturgespräche durch mehrere Begleitveranstaltungen:
Eine intensive, zweitägige Zukunftswerkstatt mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot und ihrem European Democracy Lab zum Thema „Muss Europa eine Demokratie werden?“ findet Donnerstag 26. und Freitag 27. April in der Katholischen Akademie statt. Im intensiven Austausch mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen soll Guérots politische Utopie einer europäischen Republik überprüft werden. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung bei der Katholischen Akademie erforderlich.
Bereits am Dienstag, 24. April, um 19 Uhr wird eine Foto-Ausstellung im Centre Culturel Français Freiburg (CCFF), Münsterplatz 11, eröffnet: „Au coeur de Mai 68“. Fotografien von Philippe Gras (1942-2007). Seine Fotoserie über den Pariser Mai 68 unterscheidet sich von anderen Dokumentationen dieser Ereignisse durch die künstlerische Qualität der Bilder und durch seinen zugleich empathischen und distanzierten Blick. Bei der Eröffnung sprechen Suong Gras und der Filmemacher Dominique Beaux. Die Ausstellung ist bis zum 25. Mai im CCFF zu sehen.
Auch in diesem Jahr präsentiert ARTE eine Filmreihe, die das Thema der Kulturgespräche aufgreifen und hinterfragen: Eröffnet wird die ARTE-Filmreihe am Mittwoch, 25. April, 20 Uhr: Im Literaturhaus wird „Sanatorium Europa“ von Julia Benkert, ARTE 2017 zu sehen sein. Der Dokumentarfilm zeigt, wie große Dichter und Denker und leidenschaftliche Europäer wie Thomas Mann und Hermann Hesse auf die erste europäische Krise reagierten: die Jahre zwischen 1900 und 1918, als Europa dem ersten Weltkrieg entgegensteuert. Der Philosoph Andreas Weber und die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot ordnen die gesellschaftlichen Phänomene
ideengeschichtlich ein und ziehen Parallelen zur Gegenwart. Im Anschluss: Publikumsgespräch mit Ulrike Guérot, moderiert von dem Freiburger Journalisten Jürgen Reuß.
Am Samstag, 28. April, 20 Uhr, zeigt das Kommunale Kino als Filmpremiere die Dokumentation „Rebellisch oder unpolitisch? Protestgeneration 2018“ von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach, ARTE/WDR 2017. Im Anschluss: Publikumsgespräch mit der Filmemacherin Sabine Jainski, moderiert von Rita Baukrowitz vom Kommunalen Kino.
Die kleine Reihe schließt am Sonntag, 29. April, 20 Uhr im Kommunalen Kino mit einem Western von Valeska Grisebach, 2017 Premiere beim Filmfestival in Cannes, ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Filmkritik 2017 in der Kategorie bester Spielfilm. Der von der Kritik hochgelobte Spielfilm mit Laiendarstellen zeigt eine Gruppe deutscher Bauarbeiter auf Montage in der bulgarischen Provinz. Kulturen prallen aufeinander.
Die Vorträge und Diskussionen im Literaturhaus und im Paulussaal werden simultan übersetzt. Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei.
Veranstalter sind das städtische Kulturamt der Stadt und das Frankreich-Zentrum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
In Zusammenarbeit mit:
Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Paris, ARTE, Centre Culturel
Français Freiburg, ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), Katholische
Akademie Freiburg, Kommunales Kino Freiburg,
Kulturpolitische Gesellschaft und das Literaturhaus Freiburg.
Weitere Partner sind:
European Democracy Lab, Heinrich-Böll-Stiftung BadenWürttemberg,
Thinktank Polis180.
Weitere Informationen zum Programm gibt es unter www.freiburg.de/korrespondenzen . Ein ausführliches Programmheft ist bei den Veranstaltern erhältlich. |