Slow Food Deutschland nimmt den internationalen Tag der indigenen Völker (9. August) zum Anlass, um auf die Schlüsselrolle aufmerksam zu machen, die indigenen Völkern auf dem Weg zu einem resilienten und nachhaltigen globalen Ernährungssystem zukommt. Über 80 Prozent der weltweit verbliebenen Artenvielfalt befindet sich in den Ländern und Gebieten indigener Völker und lokaler Gemeinschaften. Diese Vielfalt als Garantin leistungsfähiger Ökosysteme werden wir nur dann bewahren, wenn wir das Leben und die Lebensweise der indigenen Menschen schützen.
Den weltweiten Verlust der Biodiversität aufzuhalten, zählt zu den aktuell wichtigsten Aufgaben für die Weltgemeinschaft. Slow Food engagiert sich seit mehreren Jahrzehnten für Schutz und Bewahrung der Vielfalt an Arten und Sorten. 80 Prozent der global verbliebenen Artenvielfalt befindet sich in Territorien indigener Völker. Ihre Lebensweisen stehen bis heute zumeist in engem Einklang mit ihrer Umwelt – so auch ihre Lebensmittelerzeugung. Vor dem Hintergrund dieser Wechselwirkung zwischen Schutz der indigenen Kulturen, stabiler Ökosysteme und Ernährungsvielfalt betont Dali Nolasco Cruz, neu gewähltes Mitglied des internationalen Vorstands von Slow Food und langjährige indigene Aktivistin,: „Die Verteidigung der Biodiversität bedeutet auch die Verteidigung der kulturellen Vielfalt der indigenen Völker. Sie bedeutet die Verteidigung ihres Rechts auf Landbesitz, auf die Pflege ihres Lands, auf den Anbau von Lebensmitteln, die Viehzucht, das Jagen, das Fischen und das Sammeln, gemäß ihren eigenen Bedürfnissen und Entscheidungen. Der Schutz der Lebensweisen indigener Völker ist fundamental für die Bewahrung autochthoner Pflanzen- und Tierarten.“
Den einheimischen Arten kommt eine Schlüsselrolle beim Einsatz für globale Ernährungssicherheit und -souveränität zu. Sie sind an die Bedingungen in ihren Herkunftsregionen angepasst und dadurch resistenter als die standardisierten Kulturpflanzen, die aktuell unser Ernährungssystem dominieren.
Die Bewahrung des Wissens um lokale Pflanzensorten, der Schutz ihres Saatguts und die Förderung ihres Anbaus ermöglicht es gerade den Menschen im globalen Süden, sich selbst zu ernähren und somit unabhängiger von krisenanfälligen globalen Lieferketten zu leben.
Leider liegt gerade im industrialisierten Lebensmittelsystem eine der zentralen Bedrohungen für die Lebensweise indigener Völker. Gewalt, Landraub und Vertreibung sind seit Jahrhunderten traurige Realität für zahlreiche indigene Gemeinschaften. Nolasco Cruz fordert daher zum Tag der indigenen Völker die Menschen in den Industrienationen auf, sich bewusst zu machen, welchen Preis ihre Lebens- und Wirtschaftsweise im globalen Maßstab hat und wer diesen Preis zahlt: „Wer sich die indirekten Kosten der eigenen Lebensweise und die damit verbundenen Auswirkungen insbesondere auf die indigenen Völker der Welt bewusst macht, gelangt zwangsläufig zur Hinterfragung wirtschaftlicher und politischer Modelle, die unsere Ressourcen ausbeuten und zerstören. Im Namen der weltweiten Slow Food Bewegung appellieren wir an die Menschen in Deutschland, nicht als Beobachtende des Artenverlusts zu verharren, sondern als Protagonist*innen der Verteidigung des Lebens auf unserem gemeinsamen Planeten anzutreten, bis wir ein gutes, sauberes und faires Leben für alle erreichen.“ |